Heute waren wir noch weit vor dem Sonnenaufgang in Bemidji bereits in der Spur. Als 5:41 Uhr die Sonne über den Horizont spitzelte, hatten wir schon unsere Sachen gepackt, Essen und Trinken für einen langen Tag im Gelände hergerichtet und saßen im Auto zur Giants Ridge Recreation Area 144 Meilen (232 km) östlich von Bemidji, einem Freizeitzentrum, in welchem man im Sommer Rad- und im Winter Skifahren kann. Es sagt von sich selbst, dass es „the largest lift-served mountain bike park in the midwest“ ist (https://www.giantsridge.com/). Dort erheben sich im Superior National Forest aus dem sonst brettebenen Landschaftsrelief, durch das man hunderte Kilometer weit schnurgerade fährt, plötzlich ein paar Hügel, in denen die Wettbewerbe des Crosscountry und des Downhill angesiedelt waren.
Zuerst fand der Crosscountry statt. Kurz nach 10 Uhr gingen die ersten Fahrer auf die Strecke. Die Wave musste man selber wählen. Wer sich für einen Elitefahrer hielt, sollte/durfte/konnte in der ersten Gruppe lostreten. Mit 16,807 Meilen war die Route vermessen und den Fahrern auf der UNICON-Website angekündigt worden. 1561 ft hoch (476 m) und 1555 ft runter (474m) sollte es gehen. 16,807 Meilen entsprechen 27 km. Man muss sich fragen, ob eingebettet in eine Weltmeisterschaft mit zahlreichen anderen kräftezehrenden Wettbewerben in 14 Tagen ein XC eine solche Länge haben muss. Die ist nur für ganz wenige Fahrer risikoarm machbar. Dazu kommt, dass die Sportler dafür am frühesten Morgen zuerst einmal fast 2:45h anreisen mussten. Bei einem isolierten Muni-Event eine solche Strecke anzubieten, ist sicher in Ordnung, sie in einem komplexen UNICON-Geschehen zu fordern, sollte man überdenken. Fragwürdig war auch das Prozedere: Man hatte in der Anmeldung für die UNICON diesen Elitekurs oder den Intermediatekurs (halbe Strecke) wählen können. Bei dieser Aufteilung zu bleiben, wäre sicher eine gute Wahl gewesen. Die absoluten Spezialisten hätten sich dann auf den 27km gemessen, die Allrounder, die auch noch Rennen fahren oder im Freestyle unterwegs sind, hätten ihren Weltmeister über die halbe Distanz gekürt. Was ist daran verwerflich? In der Leichtathletik gibt es auch verschieden lange Cross- oder Straßenläufe mit Weltmeistern auf jeweils diesen Strecken. Hier aber handhabte man es so, dass man eine „geheime“ cut-off-time festlegte, und wer unter dieser Zeit die erste Runde beendete, wurde automatisch im Elitewettbewerb gerankt, auch wenn er sich bewusst und begründet für den Intermediatekurs angemeldet hatte. Zwar hätte er nach der ersten Runde das Rennen beenden könnten, wäre dann aber hinter all denen gewertet worden, die beide Runden gefahren sind. 1:05 war diese geheime Zeit schlussendlich, und am besten traf es also der, der nach 1:05 und wenigen Sekunden erstmalig über die Ziellinie rollte, insofern er sich für die kürzere Distanz angemeldet hatte. Entschuldigung – aber welch ein Unfug, denn dann wird das Ganze zum Zielzeitfahren. Dass man eine cut-off-time festlegt, diese vorher allen Fahrern bekannt gibt (hier kannten sie offenbar nur wenige derer, die am practise day vor Ort waren) und nur die Sportler im Elite-Klassement listet, die diese Zeit schaffen, wäre ein sinnvolles Prozedere, aber die umgekehrte Vorgehensweise ist fragwürdig. So gab es viel Unmut und zudem mehrere Fahrer, denen es nicht wirklich gut ging im und nach dem Rennen. Auch hatte man, wie bei UNICONs leider üblich, keine medizinische Versorgung vor Ort. So kümmerte sich Jette um einen Fahrer, der nicht mehr auf konnte. Eigentlich war sie gerade auf dem Weg zu ihrem ersten Downhill-Lauf gewesen.
„Macht es halt selbst besser“, bekommt man gern mal gesagt, wenn man die Umstände eines solchen Wettbewerbs berechtigt hinterfragt. „Haben wir mit den beiden Muni-DMs“, können wir da nur erwidern. Aussagen wie: `die gelben Bänder, die den Kurs anzeigen, müssen sich immer rechts von euch befinden, und wenn sie nicht rechts sind, dann können sie auch links sein, und wenn ihr kein Band seht, dann fahrt einfach immer geradeaus`
(was bei einem Rundkurs befremdlich erscheint) haben sich die Fahrer bei uns nicht anhören müssen. Vieles war mal wieder nur halbherzig organisiert und wenig durchdacht und setzte damit die Linie fort, die sich durch fast alle Muni-Wettbewerbe fast jeder UNICON zieht. Nur wenige Ausnahmen gab es bisher. Man will und/oder kann nicht aus den Erfahrungen vergangener WMs lernen, hört nicht auf wohlüberlegte Hinweise von Geländespezialisten und macht die immer wieder gleichen Fehler immer wieder von neuem.
Annalena war so schnell, dass sie das Pech hatte, zwar für den Intermediatekurs angemeldet zu sein, aber die cut-off-time zu schaffen. So ist sie noch eine zweite Runde gefahren, um nicht hinten dran gehängt zu werden in der Liste der erreichten Zeiten. Und sie hat fantastisch gekämpft und auf der Schlussrunde sogar noch einer Fahrerin geholfen, die auf der Strecke erschöpft liegengeblieben war, denn Streckenposten gab es so gut wie keine. Andere sind vorbeigefahren.
Micha ist eine Runde gefahren und wird intermediate gewertet. Timo und Jette haben pausiert und Konstantin, den eine Erkältung erwischt hat, wie viele hier, traf die kluge Entscheidung, nach den ersten Probekilometern auszusteigen. Ergebnisse gibt es 24 Stunden später noch keine.
Den Downhill wollte man ursprünglich um 12:30 Uhr starten, da waren die besten XC-Fahrer kaum im Ziel. Hat man den XC-Kurs nicht mal probegefahren vorher, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie lange selbst gut konditionierte Fahrer benötigen? Der zuletzt ins Ziel gekommene Elitestarter benötigte fast 2:45 h. Und man sollte zudem einplanen, dass vor dem nächsten Wettbewerb eine Erholungszeit notwendig ist. Letztlich waren die ersten Downhillstarter gegen Dreiviertel zwei auf der Strecke. Der für diesen Wettbewerb genutzte Skihang weist einen Höhenunterschied von 150 Metern auf. Von 449 m auf 601 m schafft der Sessellift die Besucher auf den kleinen Berg. Der tatsächlich im Rennen gemessene Höhenunterschied waren dann nur 128 m. Wer ein wenig Erfahrung hat mit Downhill-Wettbewerben, ahnt schon, dass man an diesem Hang keine Strecke finden wird, die einem Weltmeisterschafts-Downhill würdig ist. Es war wohl eher ein abschüssiger XC, den man zu bewältigen hatte. Henriette holte hier Platz 5 in der Expertwertung, Annalena wurde 10. Timo wurde 4. bei den Expert-Herren.
Um 22 Uhr fand in der Gym der Highschool dann noch die Siegerehrung der 10 Kilometer statt.
Konstantin produzierte einen klasse Livestream der Expert-Einzelküren, der von Torben kommentiert wurde und der durch Interviews nach den einzelnen Küren, die Annika Bischoff durchführte, noch mal wertiger wurde.
Das Hemd ist übrigens Arbeitsbekleidung und Erkennungsmerkmal der UNICON-Directors.