Am 1. und 2. Juli 2017 trafen sich knapp 200 Einradfahrer aus ganz Deutschland und Belgien, um die Bayerischen Meister in den Einrad-Renndisziplinen zu ermitteln.
Ins unterfränkische Hofheim war die Einradkommune eingeladen. Die Hofheimer richteten nach 2015 das zweite mal ein solches Ereignis aus, und eine solide Organisationsroutine war überall bemerkbar. Man hatte alles im Griff und jede Eventualität bedacht. Der Zeitplan war schlüssig und machbar, Zeitmessung und Auswertung klappten gut, und nicht zuletzt bei Unterbringung und Catering blieb nichts zu wünschen übrig.

Wir Garser fuhren mit sieben Startern zu dieser BDR-Veranstaltung und waren in fünf Altersklassen beteiligt:

Luzia Gerzer und Anna Stephan in der AK U9
Antonia Söll in der AK U11
Annalena Söll in der AK U13
Henriette Höhne in der AK U15
Andreas Gerzer und Michael Höhne in der AK 30+

Die Wetterprognosen für das Meisterschaftwochenende waren durchwachsen. Die ganze Woche über hatten wir die wechselnden Aussichten mit besorgtem Interesse beobachtet, schlussendlich aber behinderten die dann tatsächlich eintreffenden Regenschauer das Geschehen nur unwesentlich. Die nicht vorhandene Überdachung der Tribune wurde durch eine wagenburgähnliche Aneinanderreihung von Pavillions ausgeglichen, so dass jeder ein Dach über dem Kopf hatte, wenn es mal wieder für einige Minuten heftig vom Himmel schüttete.
Von den Wettbewerben am ersten Tag war am ehesten der IUF-Slalom durch Nässe zu gefährden. Die für den Nachmittag angekündigten Gewitterschauer führten folgerichtig dazu, dass ab Öffnung des IUF-Parcours eine nicht enden wollende Schlange von Fahrern anstand. Jeder mochte seine zwei Läufe im wahrsten Sinne des Wortes noch im Trockenen ins Trockene bringen. Auf rutschig – feuchtem Tartan fahren zu müssen, wäre zudem in Hofheim doppelt bitter gewesen, ist doch der Belag im dortigen Stadion in trockenem Zustand wunderbar griffig und geeignet für beste Ergebnisse. Zahlreiche persönliche Bestleistungen und hervorragende Zeiten über alle Altersklassen waren logischerweise die Folge.
Bei den ebenfalls am Samstag ausgetragenen Entscheidungen über 100 und 400 Meter, im Coasting und über 50 Meter Einbein ließen sich die Starter von Sonne oder Regen nicht wirklich beeindrucken oder beeinflussen.

Der Sonntag startete, seinem Namen alle Ehre machend, mit Sonne und den Läufen über 800 Meter, gefolgt vom Wheelwalk und den Staffeln. Parallel liefen Weit – und Hochsprung. Als gegen 16 Uhr dann der Regen einsetzte, war das ganze Meisterschaftsspektakel schon fast vorüber, und man saß zur Siegerehrung versammelt in der Aula der benachbarten Schule.

 

Was erreichten die Garser Starter in Hofheim?

Die achtjährige Luzia Gerzer, ein neues Renntalent, war nach einem Jahr Training nun das erste Mal bei einem Wettkampf am Start. Als entsprechend groß erlebten wir ihre Vorfreude und Aufregung vor dieser primären Meisterschaft. Aber ebenso enorm wie das Lampenfieber sind bei Luzia Kampfgeist und Trainingsfleiß ausgeprägt, und so nutzte sie zum einen die beiden Renntage ausgiebig zum Üben und war unentwegt auf der Bahn zu finden und schon bei ihrem ersten Wettbewerbseinsatz sehr erfolgreich. Sie wurde Erste über 400 Meter in der AK U9 und war sogar nur eine halbe Sekunde entfernt von einem Podestplatz in der U11. Platz drei erreichte sie im IUF-Slalom. Von ihr wird in den nächsten Jahren gewiss noch viel zu berichten und zu lesen sein in unserem Blog.

 

Unsere zweite U9erin, Anna Stephan (8), hat hingegen schon eine gewisse Wettkampfroutine in die Waagschale zu werfen, war es doch ihre dritte Teilnahme an einem Rennwettkampf. Nach Illertissen und Zuffenhausen in 2016 holte sie mit ihrer Erfahrung in der U9  souverän Platz eins über 100 Meter, 50 Meter Einbein und im IUF-Slalom sowie Platz zwei über 400 Meter. Auch sie wird in den kommenden Jahren bestimmt noch viele gute Platzierungen beisteuern für den TSV Gars, so emsig, wie sie im Training ans Werk geht.

Leider gab es für die U9er keine Medaillen. Zu Motivationszwecken und damit uns die ganz Kleinen am Ball bleiben, wäre es wünschenswert, würden ihre Leistungen auch gewertschätzt mit dem Präsentieren der Besten auf dem Siegerpodest und einer entsprechenden Plakette – IUF-Regel hin oder her…!

 

Schon eine Altersklasse höher musste die ebenfalls rennerfahrene Antonia Söll (10) an den Start gehen. Sie mischte prima in der U11 mit und erzielte neue Bestleistungen in jeder Disziplin. Sie wurde wunderbare Sechste über 100 Meter, Siebte über 400 Meter und auch über 800 Meter. Auch alle anderen Ergebnisse sind jeweils unter den ersten zehn angesiedelt.

 

Mit 27 weiteren Starterinnen hatte es die zwölfjährige Annalena Söll in der AK U13 zu tun, auch sie ein ausgesprochenes Renntalent mit der Gabe, ausdauernd sehr hochfrequent fahren zu können. Ihre Erwartungen an so eine Meisterschaft sind schon sehr konkret. Ohne eine Medaille möchte sie keinesfalls nach Hause fahren. Auch Annalena zeichnet hohe Trainingsbereitschaft und eine gute Portion Ehrgeiz aus. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als nach Tag eins “nur” fünfte (100m, IUF-Slalom) und sechste (50m Einbein) Plätze zu Buche standen und noch dazu ein Sturz über 400 Meter reichlich Blessuren hinterlassen hatte. Dieser war passiert, als sie auf der Zielgerade mit absoluter Höchstgeschwindigkeit in aussichtsreicher Position gerade die bisher auf Platz drei gelegene Fahrerin überholte. Aber es gab ja noch einen Tag zwei, und der war sehr erfolgreich für Annalena. Mit wahrhaft leidenschaftlichem Einsatz holte sie, erneut durch ein mutiges Überholmanöver auf der Zielgerade, Platz drei über 800 Meter in der sehr guten Zeit von 2:22,64 min. Als eine schöne, sportlich faire Geste erlebten wir dann die wirklich herzliche Gratulation der Hofheimerin Anna Just, welche von Annalena auf eben diesen letzten 50 Metern noch überholt worden war. Und nochmal Bronze gab es über 30 Meter Wheelwalk.

 

Nun schon U15, das ist die Altersklasse der 13jährigen Henriette Höhne. Ihre Spezialdisziplinen sind die technischen wie z.B. Einbein oder Wheelwalk sowie Weit- und Hochsprung. So galt ihr Augenmerk an Tag eins vor allem dem schon erwähnten Rennen über 50 Meter Einbein, dem IUF-Slalom sowie dem Coasting.
Beim IUF-Slalom half der sehr gute Tartanbelag beim Erreichen einer neuen persönlichen Bestleistung. Endlich unter 22 Sekunden! Und dann mit 21,02 s gleich so deutlich, dass es fast schade war, nicht in einem Zug auch sofort die erste 20er Zeit mit “erledigt” zu haben. Platz drei war das unter den 32 Starterinnen ihrer Altersklasse.
Ein zweiter Platz steht in den Ergebnislisten über 50 Meter Einbein. Und im Costing wurde es sogar der Sieg mit einer Steigerung der persönlichen Bestleistung um 22,50m auf 39,95m.
Am Sonntag begann Henriette den Wettkampftag mit dem Hochsprung. 46 cm reichten für den ersten Platz in der U15.
Mit dem Weitsprung dann ihre eigentliche Paradedisziplin, in welcher sie bis jetzt konkurrenzlos ist in ihrer Altersklasse. Die gesprungene neue Bestleistung von 2,30 m waren zwar der erwartete Sieg sowie Platz fünf im Expertfinale aller Frauen, aber eine gewisse Enttäuschung konnte man nicht übersehen, ging es doch im Training schon 15 cm weiter.
In den Listen über 30 Meter Wheelwalk steht leider ein DNF. Eine Fahrerin war so schnell von der Startstange weg, dass es fast nach einem Fehlstart aussah und Henriette für den Bruchteil einer Sekunde mit dem Abbruch dieses Rennens rechnete. Dieser kurze Wackler reichte aus, um das fragile System beim Wheelwalk auf diesem hohen Niveau aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

Zu einem begabten Kind gehört oft auch ein nicht minder talentiertes Elternteil. Und so gibt es neben Luzia den Papa Andreas Gerzer (42), der im Januar 2017 zum ersten Mal auf einem Einrad gesessen hat. Als ambitionierter Kletterer bringt er ganz offensichtlich viele Voraussetzungen für das Einradfahren mit und ergänzt diese mit nicht weniger Trainingsfleiß als seine Tochter. So lernte er extrem schnell und ist nun schon soweit, an einem Rennwettbewerb teilnehmen zu können. Am Morgen vor dem ersten Start hat er uns vermutlich verflucht, die wir ihn zum forcierten Training animiert und zur Teilnahme an diesem Wettkampf überzeugt hatten. Danach allerdings waren Glückshormonspiegel und Freude sichtlich groß. Er gewann (!) seinen 100 Meter Lauf und wurde sensationeller Neunter unter 19 Startern in der AK 30+. Ebenso wacker schlug er sich über 400 Meter, auch da Platz neun. Über 800 Meter musste er dann seiner erst so kurzen Trainingszeit etwas Tribut zollen und zweimal absteigen, aber er brachte sein erstes Rennen mit einer guten Zeit ins Ziel.

 

Mit Michael Höhne (52) hatten wir noch einen zweiten Starter bei den Herren. Schon etwas erfolgsverwöhnt, blieb er diesmal leider ohne Medaille. In der 30+ oder sogar in der 17+ wie im Wheelwalk ist es aber auch schwierig, den jungen Burschen davonzufahren. So erzielte er diesmal durchweg vierte und fünfte Plätze. Wenn man aber bedenkt, dass es in den meisten Disziplinen knapp 20 Starter waren, bekommen diese Platzierungen dann doch einen höheren Stellenwert. Große Freude bereitete die neue Bestleistung von 1,35 m im Weitsprung.

 

Viel Spaß hatten Annalena, Jette, Andy und Michael beim abschließenden Staffelwettbewerb über 4×100 m. Ohne Ambitionen auf einen vorderen Platz angetreten, wollten sie vor allem durchkommen, eine Zeit in den Ergebnislisten stehen und Gaudi haben. All diese Ziele erreichten sie und haben nun eine erste gemeinsame Staffelzeit zu Buche stehen.

Zusätzlich zu dem wirklich sehr angenehmen Miteinander tagsüber an und auf der Rennbahn, erlebten wir Garser noch einen schönen Abend beim gemeinsamen Essen in Königsberg. Einige von uns wohnten auch in diesem schnuckeligen Örtchen mit seinem mittelalterlichen Flair, den gepflegten, unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäuschen und den kopfsteingepflasterten Straßen. Die wenigen Zeugen der Moderne abgebaut, hätte man auf der Stelle einen Märchenfilm oder eine Doku über Deutschland zu Zeiten altfränkischer Königshäuser drehen können.
Sehr empfehlenswert unser Hotel: http://www.goldnerstern.com/


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