Wenn man mit sechs Einradlern zu einer deutschen Meisterschaft fährt, so kann man wohl kaum von einem großen Team sprechen. Da gibt es Vereine, die mit 20 und mehr Sportlern an den Start gehen. Wenn aber diese Sechs dann mit 13 Medaillen zurückkehren, dann darf man vielleicht doch von einem großen Team reden.
Um diesen Hit landen zu können, hatten alle Beteiligten jedoch erst mal erhebliche Mühen zu bewältigen. Und damit ist keinesfalls das intensivierte Training vor so einer Meisterschaft gemeint – das sind die Kids durchaus gewohnt – sondern die Anreise in den Austragungsort Harpstedt bei Bremen. Aber wer eben einmal längs durch Deutschland fährt, DANN, wenn alle fahren (Nachmittag des 2. Oktober ..), der darf sich weder wundern noch beklagen, dass so eine Anfahrt zäh wie Kaugummi wird. Sie fühlte sich weiter und länger an als die Anreise im Sommer nach Montreal. Vor allem Bayern hatte empfunden die doppelte Ausdehnung zu früher gemachten Erfahrungen auf dieser Strecke: Wir waren allein sechs Stunden unterwegs, bis wir endlich den nördlichen Zipfel unseres heimatlichen Bundeslandes erreicht hatten. Und Hunger und Durst sowie andere drückende Bedürfnisse durften auch nicht zu dringenden Anliegen heranreifen. Denn die wenigen auf der A7 überhaupt vorhandenen Lokalitäten (dort scheint die infrastrukturelle Erschließung noch in der Planungsphase zu stecken), um diese Wünsche zu bedienen, waren dem Ansturm nicht gewachsen. Schlussendlich schleppten wir uns mit der leidigen Blechlawine über zehn Stunden gern Norden. Nach Kanada hatten wir nur unwesentlich länger gebraucht …
Unser Quartier für drei Tage fanden wir in Groß Ippener, das eigentliche Klein Ippener hätte heißen müsste, aber dieser Name war wohl schon vergeben an eine noch kleinere Ansiedlung in nachbarschaftlicher Steinwurfentfernung. So ist Groß Ippener zu seiner etwas großspurigen Ortsbezeichnung gekommen. Es bestand aus wenigen legoähnlichen Backsteinhäusern, denen man aufs`Dach hinauflangen konnte, mit kleinen Stallungen nebenan. Aber der Flecken hatte ein Hotel(chen), welches gut passte für unsere Bedürfnisse und auch einen gewissen Charme besaß. Wir alle, die dieses“Basislager“ gewählt hatten, konnten jeweils an einer gemeinsamen Tafel frühstücken und bekamen am Abend einmal sogar den Nebenraum aufgeschlossen, um in aller Ruhe und Gemütlichkeit speisen und schwatzen zu können. Und wir schafften es sogar, dem nordisch schwer einsilbigen Hausherren ein paar Dreiwortsätze zu entlocken.
Sehr schön waren die Morgennebel in dieser weiten, flachen Landschaft. Überhaupt wäre das Wetter im nördlichen Niedersachsen eher für Outdoorevents geeignet gewesen, denn für sportliche Aktivitäten in der Halle.
Aber dafür waren wir nicht gekommen, sondern für die Deutsche Meisterschaft Einrad-Freestyle, und die war so richtig erfolgreich für die Garser:
Cilli Rotter, mit neun Jahren die Jüngste im Sextett, konnte sich über den Platz drei in der Einzelkür der AK U11 freuen. Gemeinsam mit Annika Sperr kam noch mal eine Bronzemedaille in der Paarkür U13 dazu.
In der AK U12 wurde Henriette Deutsche Meisterin. Zusammen mit Verena Kotalla, die Platz zwei in der AK U13 belegte, holte sie einen weiteren Meistertitel in der Paarkür der AK U13. Platz sechs in der Einzelkür der AK U13 wurde es für Celina Marecek.
Platz vier erreichte Konstantin mit Belinda vom TSV Jetzendorf in der Paarkür 19+.
Den Showdown am letzten Meisterschaftstag lieferten die Großgruppen mit ihren Küren.
Wenn diese an Start gehen, knistert in der Wettkampfhalle jeweils die Luft vor lauter Spannung. Ein Erfolg mit so einer imposanten Zahl an Fahrern hat für die Sportler schon noch mal einen besonderen Stellenwert. Es stecken zahllose Stunden harten Trainings in einer Aufführung, die dann im besten Fall federleicht und synchron herüberkommt.
Zwei bayerische Großgruppen waren am Start. In der Konkurrenz der AK U15 gehörten Cilli , Annika und Celina zu den 18 Nachwuchskaderfahrern . Den 19 Sportler starken Juniorkader 15 + verstärkten Henriette, Verena und Konstantin. Und beide Kader konnten mit brillanter Leistung das Publikum verzaubern und die Jury überzeugen und sich jeweils die Goldmedaillen für den ersten Platz abholen.
Und dass so eine Veranstaltung bei aller Freude und Begeisterung ziemlich strapaziös ist und wir in der darauffolgenden Woche ein klein wenig mitgenommen durch den Alltag gewackelt sind, muss man ja niemandem erzählen …