Der TSV Gilching-Argelsried trat in diesem Jahr nicht nur als top organisierter Ausrichter der Bayerischen Meisterschaft im Einradrennen auf den Plan, er bescherte uns im WM-freien Jahr auch ganz nebenbei echtes UNICON-Feeling: eine Mischung aus Ansan-Luftfeuchtigkeit und Bemidji-Hitze – bemerkenswert! Die Meistertitel waren dabei mindestens so heiß umkämpft, wie die Luft über der 400-Meter-Bahn flirrte – ein Wettkampf, bei dem nicht nur die Reifen glühten, sondern auch so mancher Schlauchplatzer das Stadionrund beschallte. Gilching bewies eindrucksvoll: Auch auf einer Anlage mit „nur“ vier Rundbahnen lässt sich eine hochwertige Meisterschaft austragen. Einziger nennenswerter Unterschied: Das 400-Meter-Rennen wurde nicht klassisch in Bahnen gestartet, sondern im sogenannten Wasserfallstart durchgeführt und anschließend wie ein 800-Meter-Lauf weitergeführt. Das funktionierte erstaunlich gut. Und für alle, denen dieses Format zu unübersichtlich war: Es gab ja genügend andere Disziplinen, um sich zu beweisen.
110 Starterinnen und Starter waren angereist, rund 80 davon aus Bayern. Dankenswerterweise komplettierten die etwa 30 Teilnehmenden aus dem deutschen Norden sowie aus Belgien, den Niederlanden und Südtirol das Starterfeld – ein erfreulicher Beitrag zur Vielfalt, der den organisatorischen Aufwand für den TSV Gilching (hoffentlich) lohnenswert machte. Gars stellte mit neun Fahrerinnen und Fahrern mehr als ein Zehntel der bayerischen und mehr als ein Viertel der EVB-Starter und stand bei fast jeder Siegerehrung mit auf dem Podest, nicht selten sogar auf dem obersten Treppchen.
Sarah Stettner überzeugt in der AK U11 beim Bayerischen Nachwuchs-Cup
Gerade einmal neun Jahre alt – und schon ganz vorne mit dabei: Sarah startete in der Altersklasse U11 beim integrierten Bayerischen Nachwuchs-Cup, bei dem leicht angepasste Regeln im Vergleich zum IUF-Regularium galten. Gleich im ersten Wettbewerb des Tages – den 100 Metern – zeigte sie ihr Können und holte souverän den ersten Platz. Nur wenig später legte sie beim 10-Meter-Wheelwalk nach und sicherte sich auch hier den Sieg.Im neu eingeführten Criterium, das in diesem Jahr erstmals ausgetragen wurde (mehr dazu am Ende des Beitrags), konnte sie mit einer starken Leistung die Silbermedaille erringen. Als eine der jüngsten Teilnehmerinnen in ihrer Altersklasse lässt Sarah bereits jetzt ihr großes Potenzial erkennen – man darf gespannt sein, was in den kommenden Jahren noch von ihr zu erwarten ist.

Sofia Maier begeistert in der AK U13 – und darüber hinaus
Erst seit Kurzem in der Altersklasse U13 und noch neu im Bereich der Einradrennen, hat Sofia alle überrascht: Sie dominierte nicht nur ihre eigene Altersklasse, sondern konnte auch in der Juniorinnen-Wertung (U13/15) mit beeindruckenden Leistungen mithalten. Ihr Erfolg zeigt eindrücklich, wie wertvoll ein solides Freestyle-Training als Grundlage für den Rennbereich sein kann.
Erfolge in der AK U13:
- Platz 1 über 100 m, 50 m Einbein, 400 m, 800 m und im Criterium
- Platz 2 über 30 m Wheelwalk
Erfolg in der AK U15:
- Platz 1 mit einer vereinsübergreifenden 4×100 m Staffel
Erfolge in der bayerischen Juniorenwertung (alle Fahrerinnen U13/15):
Trotz ihrer erst 11 Jahre und als eine der jüngsten Teilnehmerinnen konnte Sofia auch hier glänzen:
- Bayerische Juniorenmeisterin im Criterium
- Bayerische Vize-Juniorenmeisterin über 100 m, 30 m Wheelwalk und 800 m
- Platz 3 über 50 m Einbein
Mit ihrer Vielseitigkeit und ihrem Talent gehört Sofia bereits jetzt zu den spannendsten Nachwuchsfahrerinnen im Land – und ihr Weg ist sicher noch lange nicht zu Ende.

Annalena Söll – Erfahrung, Leistung, Bestzeiten
Annalena ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Rennteams und längst eine etablierte Größe im Einradsport. Als UNICON-Medaillengewinnerin und Mitglied im Rennkader Bayern geht es für sie nicht mehr nur um Podestplätze in der Altersklasse – sondern um Finalteilnahmen, persönliche Bestleistungen und die Verwirklichung ehrgeiziger sportlicher Ziele.
Erfolge in der Altersklasse:
- Platz 2 über 50 m Einbein
- Platz 3 über 100 m, 30 m Wheelwalk, 400 m und 800 m
→ 800 m mit neuer persönlicher Bestzeit
Finalplatzierungen (bayerische Wertung):
- Platz 2 mit dem Rennkader Bayern in der 4×100 m Staffel
- Platz 3 über 50 m Einbein, 30 m Wheelwalk und 800 m
Annalena bringt viel Engagement und Anstrengungsbereitschaft mit und zeigt damit, wie man sich stetig weiterentwickeln kann.

Henriette Höhne – Erfahrung, Titel, neue Wege
Jette ist die erfahrenste Rennsportlerin in unserem Team, seit ihrer ersten Meisterschaft im Jahr 2011 hat sie sich durch unzählige Podestplätze bei Deutschen Meisterschaften, Juniorenweltmeistertitel und zwei WM-Goldmedaillen bei den Senioren einen Namen gemacht. Mittlerweile schlägt sie sportlich neue Wege ein: Sie fokussiert sich auf den Triathlon und die Langstrecken im Einradfahren – und meistert den Übergang mit Konstanz. Zwar bleibt im Studium in Aberdeen kaum Zeit fürs gezielte Einradtraining, doch sie schöpft souverän aus dem Erfahrungsschatz vieler Trainingsjahre – und profitiert von ihrer aktuellen Triathlon-Vorbereitung.
Und tatsächlich: Es ging einiges!
Altersklassen-Erfolge:
- Platz 2: 30 m Wheelwalk, Weitsprung, Hochsprung
- Platz 3: 50 m Einbein, IUF-Slalom
Finalplatzierungen (bayerische Wertung):
- Platz 2 in allen drei Disziplinen:
▸ 30 m Wheelwalk (mit persönlicher Bestzeit)
▸ Weitsprung
▸ Hochsprung
Auch wenn das Einradtraining inzwischen sehr kurz ausfällt – hier zeigt sich, dass Erfahrung und Vielseitigkeit weiterhin zu starken Leistungen führen können.

Lena Freimuth: Auf dem Weg nach oben
Lena trainiert seit drei Jahren berufsbedingt bei uns in Gars und gehört seit diesem Jahr dem Rennkader Bayern an. Ihre Fortschritte im Bereich Rennen sind ebenso bemerkenswert wie im Freestyle. Auch wenn sie in den Rennwettkämpfen noch zu den eher neuen Gesichtern zählt, konnte sie bereits mehrfach persönliche Bestleistungen erzielen. Einen Podestplatz erreichte sie als Dritte mit einer vereinsübergreifenden 4x100m-Staffel.
Lena zeigt, wie viel mit kontinuierlichem Training und Motivation in kurzer Zeit möglich ist, und dass eine Karriere auch mit Mitte 20 noch durchstarten kann.

Andreas Stettner trotzt der Konkurrenz der Großen
Andreas fand sich als 11-Jähriger teilweise in ungewöhnlich hohen Altersklassen wieder – etwa in der U19 (100m) oder sogar der U30 (Einbein, Wheelwalk, 400m). Nur in wenigen Disziplinen konnte er sich altersgerecht mit Gleichaltrigen messen. In der Altersklassenwertung war er deshalb mitunter chancenlos.
Seine AK-Ergebnisse:
- U13: 2. Platz über 800m
- U15: 1. Platz mit der vereinsübergreifenden 4×100 m Staffel
- U19: 3. Plätze im Criterium und IUF-Slalom
In der Juniorenwertung (alle Jungen U13/15) wurden die Platzierungen unabhängig von der tatsächlichen Konkurrenz des Laufes aus den Zeiten der Altersklassenliste ermittelt. Auch wenn man so verdient seine Medaille erhält, fühlt es sich anders an, als wenn man direkt gegen gleichstarke Konkurrenten am Start stand.
Seine Finalergebnisse in der Juniorenwertung (bayerische Wertung):
- 1. Plätze und damit Bayerischer Juniorenmeister: 100m, 400m, Criterium, IUF-Slalom, Hochsprung
- 2. Platz: 800m

Timos beeindruckendes Debüt bei der Bayerischen Meisterschaft 2025
Timo absolvierte bei der BM 2025 seinen ersten vollständigen Rennwettkampf mit Starts in gleich sieben Disziplinen – ein echtes Ausrufezeichen! Als amtierender Weltrekordler über 10 km und im Marathon kommt er eigentlich von den Langdistanzen und den anspruchsvollen Geländedisziplinen. Doch sein großes Rennpotenzial hat er bei diesem Wettkampf eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Er trainiert überwiegend in Eigenregie und nur gelegentlich beim TSV Gars und konnte in Gilching vor allem auf den 400m und 800m Strecken Zeiten erzielen, die auf weitere Erfolge hoffen lassen. Besonders spannend waren seine Duelle mit dem starken Jelle Jacobs aus Belgien.
Seine Altersklassenerfolge auf einen Blick:
1. Plätze: Criterium, Coasting
2. Platz: 800 Meter
3. Plätze: Hochsprung, Weitsprung
Finalplatzierungen in der bayerischen Wertung:
Bayerischer Meister: 800m, Coasting, Criterium
2. Plätze: 400m, Hochsprung, Weitsprung
3. Platz: IUF-Slalom
Hier ist noch viel Potenzial vorhanden. Wir sind gespannt, was Timos Rennzukunft bringt und welche Erfolge möglich sein werden.

Michael Höhne – Der erfahrene Oldie im Team
Michael ist der „Oldie“ im Team und startet schon seit vielen Jahren erfolgreich bei Rennwettkämpfen. Auch wenn er inzwischen in der in Ausschreibungen meist nicht vorhandenen Ü60-Altersklasse angekommen ist, mischt er weiterhin aktiv mit. Dabei zeigt er vor allem eins: den Spaß am Sport verliert er auch dann nicht, wenn die Erfolge nicht mehr in Medaillenfluten, sondern in der Gewissheit liegen, in Technikdisziplinen wie Einbein oder Wheelwalk noch sehr gut und in allem anderen auch noch gut mithalten zu können. Im Wheelwalk sicherte sich Michael sogar den Vizemeistertitel in Bayern – wobei er ganz klar im Blick behält, dass dieser Titel mit dem bei den Frauen nicht zu vergleichen ist. So war Jette als Zweite bei den Damen mit 8,33 Sekunden ganze 12,63 Sekunden schneller als der „Herr Papa“ …
Altersklassenplatzierungen:
2. Platz: IUF-Slalom
3. Platz: 50 m Einbein
Finalplatzierung (bayerische Wertung):
30 m Wheelwalk – Bayerischer Vizemeister
Michael zeigt, dass Erfahrung, Technik und Freude am Sport auch ab 60+ wertvolle Zutaten für erfolgreiche Wettkämpfe sind.

Bisher haben wir von vielen großartigen Platzierungen und beeindruckenden Leistungen berichtet. Doch wo Sport ist, gehören auch Rückschläge dazu – leider manchmal in Form von Verletzungen. Bereits beim ersten Einfahren am Samstagmorgen hat es Laura Stettner erwischt, die berechtigte Hoffnungen auf große Erfolge in der U15 und bei den Juniorinnen hatte. Jetzt sind erst einmal Zeit und vor allem Geduld gefragt – zwei Dinge, die kein Sportler gerne aufbringt, die aber zum Heilungsprozess einfach dazugehören. Wir wünschen dir gute Besserung, Laura! Wir freuen uns schon jetzt auf dein baldiges Comeback.
Erstmals wurde bei einem Einradwettkampf in Deutschland ein Criterium ausgetragen. Dabei handelt es sich um ein Rennformat, dessen Reglement vom Straßenradsport übernommen wurde. Wikipedia definiert es so: „Als Kriterium (aus dem Französischen Critérium = Wertmesser, Prüfstein) wird im Straßenradsport ein Wettbewerb auf einem relativ kurzen, mehrfach zu befahrenden und meist innerstädtischen Rundkurs bezeichnet, der zwischen 800 und 10.000 Metern misst.“ Einen solchen Rundkurs mit eingebauten Schikanen hatten wir bereits im Sommer 2024 bei der UNICON 21 in den USA erlebt. Bei der Premiere in Bemidji auf einer etwa 1 km langen Runde waren Jette und Timo vor einem Jahr jeweils Weltmeister in der Kategorie „Unlimited“ geworden. In Gilching betrug die Streckenlänge etwa 650 Meter. Der Kurs führte zunächst über eine Dreiviertelrunde der Bahn, dann aus dem Stadion hinaus über den Parkplatz, den Gehweg entlang der Ostseite des Ovals zurück zur anderen Einfahrt – und vorbei an der Tribüne ins Ziel. Im Gegensatz zur UNICON beschränkte man sich hier auf die Standardklasse – also Einräder mit maximal 24-Zoll. Es waren somit letztlich die bereits das ganze Wochenende über eingesetzten Rennhexen, die für diese Disziplin am Start standen. Bei der WM hingegen hatte für viele der besondere Reiz des Criteriums gerade darin bestanden, die nötige Wendigkeit auf größeren Rädern zu zeigen. Vielleicht lohnt es sich, künftig auch bei nationalen Wettkämpfen über die Einführung einer Unlimited-Klasse nachzudenken Denn grundsätzlich scheint es an der Zeit, neue und abwechslungsreiche Wettkampfformate anzubieten, um wieder mehr Einradfahrer für den Competition-Modus zu begeistern.
Das Feedback unserer Garser Fahrer fiel gemischt aus: Von „gut anstrengend, aber hat total Spaß gemacht“ bis hin zu „Das ist nicht mein Ding – entweder ein sauberer IUF-Slalom oder ein klassisches Langstreckenrennen, aber nicht so eine merkwürdige Mischung“ war alles dabei. Gerade diese zweite Gruppe könnte man möglicherweise besser abholen, wenn sie die Strecke auf einem größeren Rad fahren dürfte. Ein Tipp unserer Fahrer: Das letzte Stück der Strecke beim nächsten Mal eventuell nicht mit Schikanen versehen, um einen Schlussspurt zu ermöglichen
Ein großes Dankeschön an alle Gilchinger, die dieses gelungene Event auf die Beine gestellt und auch für das leckere Catering gesorgt haben! Und wie immer ein dickes Danke an Vockes: für den reibungslosen Ablauf, die klugen Lösungen bei technischen Herausforderungen, die schnelle Auswertung, eure unermüdliche Freundlichkeit – ganz gleich, womit man euch gerade belagert – und nicht zuletzt für die immense Energie, die ihr in solche Wettkämpfe steckt!
Und zum guten Schluss noch zwei Bitten, die bereits mehrfach geäußert wurden – und die es wert sind, erneut ausgesprochen zu werden:
Den Weit- und Hochspringern ebenso ein Finale zuzugestehen, wie den Schnellsten über 100 Meter oder im IUF-Slalom, wäre nur fair – und im Sinne der Wertschätzung für diese Disziplinen definitiv überfällig. Der Zeitplan in Gilching hätte ein solches Format durchaus ermöglicht.
Und: 11- oder 12-jährige Jungen können nichts dafür, dass es in der U17 oder U19 nur wenige oder keine Starter gibt. Sie für diesen Mangel büßen zu lassen, indem man sie in überzogene Altersklassen hochstuft, muss nicht sein – IUF-Regel hin oder her. Und das Herauswerten einer Juniorenreihung hebt das Problem nicht auf.
Wenn wir möchten, dass wieder mehr Kinder Lust auf Rennen bekommen, wäre dies eine leicht zugängliche Stellschraube, an der man drehen könnte. Dass mittlerweile eher mehr Väter oder Mütter (ehemaliger Fahrer*innen) an den Start gehen als junge Talente nachrücken, könnte auch – wenn sicher nicht nur – mit genau solchen Regelungen zusammenhängen. Man darf das Thema zudem auch einmal unter einem finanziellen Gesichtspunkt betrachten: Mit der mittlerweile durchaus beachtlichen Startgebühr erwirbt man gewissermaßen ein „Produkt“, dessen konkrete Ausgestaltung man im Vorfeld nicht kennt. Man meldet z. B. 11-Jährige für einen Wettbewerb an – und erfährt erst wenige Tage vor dem Wettkampf mit Veröffentlichung der Startlisten, was genau man gebucht hat. Mit etwas Pech steht dann plötzlich ein Start in der U30 im Raum.
Ganz ehrlich: In anderen Sportarten ist das unüblich. Dort sind die Altersklassen von Beginn an klar definiert – und wenn sich in einer Kategorie nur drei Teilnehmende melden, dann ist das eben so. Denn diese drei Kinder oder Jugendlichen können nichts dafür, dass wir Erwachsenen es aktuell nicht schaffen, mehr Gleichaltrige für Rennwettkämpfe zu begeistern. Sie sollten dafür nicht „bestraft“ werden – sondern gerade dann einen fairen und altersgerechten Rahmen vorfinden. Hier wäre ein Umdenken im Einradsport wünschenswert.
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