Wenn wir uns an Dinge in der Vergangenheit erinnern wollen, so orientieren wir uns gern an den großen und beeindruckenden Einradevents. Die geben unserem Blick zurück eine verlässliche Struktur. `Das war doch in dem Jahr, als die UNICON in Montreal stattgefunden hat` oder `Ach ja, das war kurz nach der DM Rennen, die man so genial ausgerichtet hatte. Wann war die gleich nochmal?`
In die Abfolge dieser markanten Signalpunkte reiht sich nun auch die Deutsche Freestylemeisterschaft 2019 ein, die vom 15. bis 17. November in Nümbrecht stattgefunden hat. Weil sie exzellent organisiert war, weil die Einradsportler in der Stadt im Bergischen Land miteinander eine große Einradparty feiern konnten, weil das Ereignis medial ein Highlight war mit verschiedenen Live-Streams und interaktivem Zeitplan. Und weil unsere Garser Fahrer dort Leistungen ablieferten, die man in dieser Qualität nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Den Aufgalopp erledigte am Freitagnachmittag Verena Kotalla mit ihrer sehr schönen Kür “Der Entertainer”, die ihr Platz vier in der Altersklasse U19 brachte.

Der Samstag war der Tag der Paarküren. In der AK U16 starteten Cilli Rotter und Annika Sperr mit der Kür “Black Swan” nach dem mystischen Thriller von Darren Aranofsky, in dem an einer Ballettkompanie in New York der weiße und der schwarze Schwan in “Schwanensee” von ein und derselben Tänzerin verkörpert werden sollen und diese Belastung die Tänzerin an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt.
Die beiden zauberten eine so wunderbare Kür aufs Parkett, dass es ganz andächtig still im Publikum wurde und jeder Gänsehaut bekam, weil die ästhetisch schöne Aufführung mit viel Hingabe und akkurater Synchronität bei schwierigen Tricks gefahren wurde. Platz zwei war das für Annika und Cilli in ihrer stark besetzten Altersklasse.

Mystisch-magisch waren Kür und Vorstellung von Verena Kotalla und Henriette Höhne in der AK U19. Sie hatten sich den Irischen Stepptanz als Thema gewählt, der traditionelle Tänze wie Ceilidh oder Connemara als Ursprung hat. Vor ihrem Start äußerte der Moderator Zweifel, ob man so eine Tanzform auf dem Einrad darstellen könne. Er musste sich eines besseren belehren lassen und sowohl das Publikum, das wie schon bei Cilli und Annika komplett bei der Sache war (das ist am späteren Nachmittag eines Wettkampftages, wenn schon zahlreiche Darbietungen an des Zuschauers Auge vorbeigezogen sind, nur noch bei besonderen Küren der Fall), als auch die Jury waren überzeugt von dieser Kür, mit der die beiden die U19 gewannen. Sie beeindruckten mit sehr schwierigen Tricks, die durch nicht minder schwierige Übergänge geschmeidig verbunden wurden, mit ausdrucksstarker Präsentation und feiner Synchronität.

Am letzten der drei Tage kamen die Klein- und Großgruppen zu ihrem Einsatz. Henriette startete dabei in einer mit sechs Fahrerinnen besetzten 15+ Kleingruppe des Freestyleteam Bayern, die sich “Transformers” zum Thema genommen hatten, jene intelligenten Maschinenwesen aus dem gleichnamigen Action- und Science-Fiction-Film. Die atmosphärische Musik stammt von Steve Jablonsky, der synthetische Einflüsse und Orchesterauszüge gut miteinander harmonieren lässt und so eine wirkungsvoll gestrickte Klangkulisse offeriert, die sich vortrefflich für eine Kürmusik eignet. Die von den Mädchen in Eigenregie entwickelte Kür geizte nicht mit hochwertigen Tricks und anspruchsvollen Übergängen, beides eingebettet in hohes Tempo und deutlich akzentuierte Präsentation. Dieser Auftritt war eines der Highlights der Wettkampftage in Nümbrecht und bescherte den Sportlerinnen verdient Platz zwei in der Wertung Kleingruppe Expert. Henriette freute sich doppelt, weil sie hier auf den Punkt erstmalig ohne Abstiege durch diese Performance gekommen war. 12 Küren waren dabei am Start, die sich vor der DM per Videoqualifikation aus einem Pool mit noch viel mehr Anwärtern für die Meisterschaft empfohlen hatten.

Für die Großgruppe Expert waren im Team B des Freestyleteam Bayern die Garser Fahrerinnen Cilli Rotter, Annika Sperr, Tamara Knaus, Annalena Söll und Katrin Mittermaier im Einsatz. Das Team B besteht zur Zeit aus 14 Einradlern, die auf dem Weg sind, sich in naher Zukunft mit ihren Leistungen für das Team A des FTB zu empfehlen. In dieser Trainingsgemeinschaft werden sie auf das “Flaggschiff” des FTB vorbereitet. Naturgemäß ist das Leistungsvermögen der Fahrerinnen in dieser Gruppe sehr verschieden: Einige befinden sich schon auf dem Sprung in die höhere Kategorie, andere beginnen ihre Karriere im Team B gerade erst. Die Kunst der Trainer ist es nun, in diesem Kontext das Maximale für ihre Schützlinge herauszuholen. Und das ist bestens gelungen. Mit einer ausdrucksstarken Vorstellung konnte Platz sechs unter 10 Großgruppen geholt werden, definitiv ein Grund zur Freude. Für Tamara Knaus und Katrin Mittermaier war es der erste Einsatz in den Reihen des FTB, und sowohl die Aufregung vor als auch die Freude nach dem Start waren riesengroß bei ihrem gelungenen Debüt.

Erster Starter im Reigen der Expertgroßgruppen war das Team A des FTB mit der Kür “Protest” – und was dem Publikum und der Jury da geboten wurde, gehörte für mich zum Besten, was ich bisher an Großgruppenperformances gesehen habe und wurde von keinem der nachfolgenden Teams mehr erreicht. Es war ein Trickfeuerwerk mit wunderschönen Bildern bei höchstem Tempo und garniert mit magischen Synchronmomenten. Chapeau Team A kann man da nur sagen!!! Einradfahren at its best, belohnt mit dem Titel “Deutscher Meister”.

Ein weiterer Höhepunkt der DM soll nicht unerwähnt bleiben. Das war die Expertkonkurrenz der Damen, die Küren vom Feinsten präsentierte und mit der Siegerin Maja Novosel eine würdige Deutsche Meisterin gefunden hat.

Und noch einen Sieger gab es, allerdings einen, der nicht mit einer Medaille geehrt wurde. Das war Konstantin mit seinem Live-Stream und mit dem Filmen und zeitnah Online-Stellen der Kürvideos. Nur wenige Minuten nach dem Ende einer Altersklasse konnte man die Auftritte schon im Netz finden. Auch vor dieser Leistung kann man nur den Hut ziehen!

Unser Dank gilt den Organisatoren um Peter Kaufmann! Ein großes Lob für das, was ihr uns geboten habt. Es war eine stimmiges Konzept von Anfang bis Ende und gewiss ein riesiger Berg an Arbeit. Aber so macht eine Meisterschaft den Teilnehmern, Betreuern und dem Publikum Spaß!

Fotos: © SSV Nümbrecht / Thomas Höser


Eine Antwort zu “DM Freestyle Nümbrecht 2019”

  1. Vielen Dank Heike für deinen schönen Bericht, der diese tolle DM treffend würdigt.
    Vielen Dank Konstantin für den Livestream, der unseren schönen Einradsport stark aufwertet. Alle Fans und Einradbegeisterten konnten zuhause mitfiebern – wie bei Wimbledon 🙂
    Vielen Dank Jette und Lisa für den fröhlichen Flashmob und all die gute Stimmung, die ihr überall einbringt.
    Vielen Dank Peter und seinem super-Orgateam, ihr habt uns eine wunderschöne Veranstaltung geschenkt!

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