Mal eben fünf Tage zur Schule respektive in die Arbeit gegangen nach der BM Rennen in Illertissen – und die Einradler trafen erneut aufeinander bei der Deutschen Meisterschaft Einradrennen in Nordrhein-Westfalen. Gastgebender Verein war der DJK Adler 07 Bottrop. Für den TSV Gars gingen Henriette (Altersklasse U13) und Michael Höhne (Altersklasse 30+) an den Start.

Ingesamt verzeichneten die Teilnehmerlisten ca. 180 Fahrer, besonders groß dabei die Felder in den Altersklassen U13 und U15 weiblich, die zusammen ein Drittel aller Starter stellten, hatten hier doch jeweils ca. 30 junge Damen gemeldet. Und nicht nur mengenmäßig waren die 11 bis 14 jährigen Mädchen gut aufgestellt, auch leistungsmäßig war in diesen Jahrgängen schwer was geboten. Aber auch 13 Herren ab 30 Jahre und älter stellten sich der Konkurrenz.

Als rennerfahrener Verein mit sehr guter, schneller Bahn hatte der Gastgeber die Organisation straff und bewährt im Griff. Der Zeitplan wurde tadellos eingehalten, immer und überall waren kompetente Kampfrichter und Helfer zur Stelle, und auch das Catering ließ kaum Wünsche offen. Der permanent übers Gelände wabernde Bratwurstduft wird stets mit den Erinnerungen an diese Meisterschaft verknüpft sein…

Weitestgehend Glück hatten Ausrichter und Teilnehmer mit dem Wetter. Die Vorhersagen gaben wenig Anlass zu Freude und änderten sich seit Wochenanfang beinahe stündlich, beinhalteten aber beharrlich Regen und Gewitter in wechselnder Intensität. Am Samstag morgen machte es durchaus noch den Eindruck, als träfen diese düsteren Prognosen ein, doch im Laufe des Tages klarte es auf, und zum Abend hin mussten wir sogar die Sonnenbrillen herauskramen. Am Sonntag gingen die 200 Meter noch trocken über die Bühne, und auch die ersten 400 Meter-Rennen waren vom Regen verschont. Dann jedoch öffnete der Himmel über dem Ruhrgebiet für eine Dreiviertelstunde seine Schleusen, und es schüttete wie aus Kübeln auf die Starter der Altersklassen U19 und U17. Vor den Rennen der Junioren hörte der Regen zumindest auf, die Bahn jedoch blieb nass und damit nicht optimal griffig.

Die Wettbewerbe begannen am Samstag pünktlich mit dem üblichen ersten Programmpunkt, den 100 Metern. Dort holten Henriette mit 16,51s Platz acht und Michael mit 18,75 s Platz sieben. Die Siege gingen weg mit unglaublichen 14,95 s in der U13 und 15,67 s in der 30+.

Dann folgten so früh am Wettkampftag erstaunlicherweise die Rennen über 800 Meter. Michael platzierte sich hier auf Position sechs mit 2:38,68. Henriette ließ diese Strecke wegen der zeitlichen Lage vor ihren Spezialdisziplinen aus, um ein paar Körner zu sparen.

Sehr intensiv und fokussiert betrieb sie dann die Vorbereitungen für den Wettbewerb über 50 Meter Einbein. Ein Blick in die Vorleistungen der U13 gaben Anlass zu der Hoffnung, das da etwas gehen könnte. Nervenstark und hochkonzentriert siegte sie anschließend in neuer persönlicher Bestzeit von 9,45 s. Eine klitzekleine Trübung erhielt dieser Erfolg nur dadurch, dass sie um zwei Hundertstel die Teilnahme am Junior-Expertfinale verpasste.
Nachdem Henriettes Sieg eine gewisse Erwartungshaltung vorausgegangen war, lieferte Michael hingegen eine komplette Überraschung über 50 Meter Einbein und holte in der AK 30+ die Bronzemedaille in 14,79 s.

Ebenfalls Gold wurde es für die 12 jährige Garserin im IUF-Slalom. Sehr gern allerdings wäre sie erstmalig in einem offiziellen Wettkampf unter 22 Sekunden geblieben, was ihr im Training schon des öfteren gelungen war. Letztlich stehen 22.04 s als Siegerzeit in den Listen, auch das eine neue eigene Bestzeit, und es war lediglich eine Hundertstel in dieser Disziplin, die sie für das Erreichen des Junior-Expertfinales hätte schneller sein müssen. Deshalb blieb auch hier so ein kleiner Wunsch offen.
Michael schaffte 29,56 s und damit erstmalig ein Ergebnis für die Statistik. Knapp war es, denn für alle Altersklassen gab es in allen Disziplinen Zielzeiten, die man unterschreiten musste, um eine Disqualifikation zu vermeiden. Dabei spielte es keine Rolle, welchen Platz man mit der Zeit erreicht hatte. Auch einem Medaillengewinner wäre dieser Ausschluss bei entsprechend „schlechter“ Zeit nicht erspart geblieben. Im IUF-Slalom der Ü30 hatte man eben 30 Sekunden oder schneller zu fahren, um in der Wertung zu bleiben.

Beim 30 Meter Wheelwalk-Rennen hatte Henriette den frühen Abstieg von Illertissen noch vor Augen und es steuerte der Wunsch, erst mal wieder ein Rennen im Wettkampf durchzubringen, ein wenig die Risikobereitschaft. Folglich absolvierte sie ihren Lauf nicht annähernd tollkühn wie sonst, was für überragende Zeiten jedoch unerlässlich wäre, sondern eher mit leicht angezogener Handbremse. Dennoch langte es am Ende zu Platz drei in diesem Wettbewerb.

Am Sonntag standen dann die Wettkämpfe über 200 und 400 Meter sowie die Staffeln auf dem Plan.
Michael holte mit neuen persönlichen Bestleistungen die Plätze 4 (200 Meter) und 7 (400 Meter) in seiner Altersklasse.
Für Henriette waren es über die halbe und die ganze Stadionrunde eher Starts zu Trainingszwecken mit den Plätzen 6 und 7, zu weit ist die Spitze über diese Distanzen, die in ihrer Altersklasse in breiter Front aus NRW kommt, mittlerweile entschwunden. Überhaupt haben wir Bayern da so ein wenig den Anschluss verloren und im Fundament auch gar nicht genügend Fahrer, um erfolgversprechend gegenhalten zu können, stellt man bei einem Blick in die Ergebnislisten fest. Denn diese Plätze sechs und sieben waren die jeweils besten Platzierungen einer bayerischen U13 Starterin, von denen man nicht all zu viele fand in den Startlisten. Diesen Rückstand noch mal aufzuholen, wird eine knifflige Aufgabe und klappt für kommende Rennfahrerjahrgänge sicher nur über ein regelmäßiges, vereinsübergreifendes Kadertraining ähnlich dem erfolgreichen System im Bereich Freestyle. Aus dessen Arbeit resultieren Henriettes Erfolge in den technischen Disziplinen des Einradrennsports. Für die Distanzwettbewerbe müsste viel häufiger die Möglichkeit gegeben sein, gemeinsam mit anderen ambitionierten Rennfahrern auf einer 400 Meter-Rundbahn zu trainieren. In Gars sind wir mit einer solchen leider nicht gesegnet.

Den fulminanten Abschluss bildeten die Staffelentscheidungen über 4 mal 100 Meter. Die beiden Garser stellten dabei jeweils ein Viertel eines vereinsübergreifenden, bayerischen Quartetts: Michael in der schon länger geplanten „Senior Connection“ mit Andreas Rodler aus Landsberg, Rüdiger Auernhammer aus Lenting und Benjamin Bebst aus Jetzendorf; Henriette im erst vor Ort zusammengestellten Team „Fast & Furios“ gemeinsam mit Benita Auernhammer und Jan-Luca Knetsch aus Lenting sowie Simon Rodler aus Landsberg. Und wie es der Zufall wollte, starteten beide Staffeln im selben Lauf und obendrein als Bahnnachbarn. Die mutigen Herren reiferen Jahrgangs auf Bahn fünf brachten dabei locker 200 Lebensjahre zusammen, leider aber nicht ihre Staffel mit einer gültigen Zeit in die Ergebnislisten. Ein Wechselfehler verhinderte eine Platzierung, machte aber der guten Laune keinen nennenswerten Abbruch.
Das wesentlich jüngere gemischte Ensemble (12, 13, 14 und 18 Jahre) startete auf Bahn sechs und holte auch eben solchen Platz unter 20 Staffeln in der AK 15+. Dabei gewannen die vier ihren Lauf mit großem Vorsprung und können mit ihrer Zeit von 1:00,81 min sicher zufrieden sein, vor allem wenn man bedenkt, dass die Wechsel nur mal eben fix in der zehnminütigen Einfahrzeit ausprobiert wurden und dafür doch sehr gut funktionierten. Für eine Medaille in der Konkurrenz mit so renommierten Vereinsstaffeln wie denen aus Bottrop, Grafenwald oder Duisburg haben gerade mal gute 2 Sekunden gefehlt.

Am Wochenende erneut auch mit von der Partie waren unsere Freunde vom TSV Jetzendorf.
Belinda Bebst nutzte den Wettkampf, um nach längerer Einradabstinenz wegen Prüfungsvorbereitungen wieder so ein wenig Meisterschaftsluft zu schnuppern, und von ihr stammen die wunderbaren Fotos. Papa Benjamin verbesserte in allen absolvierten Disziplinen die persönlichen Bestleistungen vom letzten Wochenende.

Fotos © Belinda Bebst


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