Ferndiagnose: Deutsche Meisterschaft im Einradrennen 2025
Manchmal spielt das Leben nicht mit. Der ungewöhnliche Zeitpunkt der diesjährigen Deutschen Meisterschaft im Einradrennen und die Terminbekanntgabe machten es uns unmöglich, den Wettkampf in unsere private Jahresplanung zu integrieren. So mussten wir diesmal auf eine Teilnahme verzichten.
Statt selbst an der Startlinie zu stehen, bleibt nur der Blick von außen, eine Ferndiagnose eben, die nicht jedes Detail erfassen kann.
Auf den Instagram-Kanälen verschiedener Vereine sah man am Samstagmorgen Fahrerinnen und Fahrer in Regenjacken über die nasse Bahn rollen, während andere in Decken gehüllt auf der Tribüne ausharrten. So stellt man sich den Auftakt einer Deutschen Meisterschaft wahrlich nicht vor. Doch was bleibt, außer sich in die Umstände zu fügen? Immerhin waren die Prognosen zum Glück so günstig, dass man im Laufe des Tages mit einem Abtrocknen der Bahn rechnen konnte. Ein kleiner Trost – und die Hoffnung auf faire Wettkämpfe unter besseren Bedingungen.

Tatsächlich erreichten uns über die bekannten Social Media Kanäle später am Tag und am Sonntag dann auch Sonnenbilder. Es durften sich unsere sechs Garser Starter – Sarah, Andreas und Laura Stettner, Sofia Meier, Annalena Söll und Lena Freimuth – gemeinsam mit den anderen Teilnehmern darüber freuen, dass die Sonne zeitweise über dem Areal erschien und so manche Wasserlache vom Tartan verschwand. Leider blieb es nicht durchgehend trocken.

Exakte Starterzahlen liegen mir nicht vor. Nach den 100-Meter-Läufen zu urteilen, dürften es bei der Deutschen Meisterschaft insgesamt rund 120 bis 130 Sportler gewesen sein, dazu noch etwa zehn U11er beim Nachwuchs-Cup. Das entsprach dann in etwa den Zahlen der DM 2024 und 2023.
Sarah hatte es in der U11 mit jeweils sieben bis acht Konkurrentinnen zu tun und schlug sich sehr wacker. Ihre Podestplatzierungen auf einen Blick:
100 m: Platz 2/21.19s
200m: Platz 1/41.43s
400 m: Platz 3/3:00.14min
50 m Einbein: Platz 1/12:62s
Mit einer vereinsübergreifenden U11er 4×100 Meter Staffel, die leider allein und ohne Konkurrenz antreten musste, erreichte sie 1:28.17min. Aber auch so eine Staffel muss man erst einmal ohne Stabverlust ins Ziel fahren.
Sofia erlebte ihre erste DM und konnte als noch junge U13-Starterin in ihrer Altersklasse sehr gut mithalten. Doch nicht nur das, sie erreichte zusätzlich die Finalläufe über 800 m und über 50 m Einbein. Und in letzterem ist sie nun die drittschnellste deutsche Juniorin im Jahr 2025.
Ihre AK-Ergebnisse von Bottrop:
800 m: Platz 3/2:37.14min
50 m Einbein: Platz 3/11.28s
IUF-Slalom: Platz 3/24.92
Finalplatzierungen:
50 m Einbein: Platz 3/10.26s
800 m: Platz 6/2:39:25
4×400 m: Platz 4 mit Rennkader 1 (U15)/5:35.37min

Laura, bei der BM noch verletzt, kam für die DM zurück ins Wettkampfgeschehen. Das sind ihre Altersklassenmedaillen in der AK U15:
IUF-Slalom: Platz 2/23.04s
Coasting: Platz 2/5,50m
Weitsprung: Platz 1/1.40m
4×100 m Staffel mit Rennkader Bayern 1 U15: Platz 1/1:10.28
Finalplatzierungen:
100 m: Platz 4/17.62s
200 m: Platz 6/36.67s
50 m Einbein: Platz 6/10.76s
IUF-Slalom: Platz 3/23.05s
4×100 m Staffel mit Rennkader Bayern 1 U15: Platz 3/1:10.50
4×400 m: Platz 4 mit Rennkader 1 (U15)/5:35.37min
Sprungfinals gab es mal wieder keine, leider. Die Meister wurden nur aus den Vorkämpfen herausgewertet und bekamen erneut nicht die gleiche Wertschätzung wie die Bahnfahrer und kein eigenes Finalgeschehen.
Hier wurde Laura Juniorenmeisterin im Weitsprung mit ihren 1.40 m aus der Altersklassenwertung.

Annalena sah sich bärenstarker Konkurrenz in der U30 gegenüber. Die ehemals schon leistungsstarken Junioren der Jahrgänge 2006 und älter haben nun, nicht weniger schlagstark, das Erwachsenenalter erreicht.
Ihre AK-Podestplatzierungen:
4×100 m: Platz 1 mit Rennkader Bayern 2/1:00.82min (sehr stark und vor Rennkader Bayern 1)
Finalplatzierungen:
800 m: Platz 8/2:30.76min
30 m Wheelwalk: leider abgestiegen
IUF-Slalom: Platz 4/19.66s (herausragend gute Zeit)
4×100 m: Platz 3 mit Rennkader Bayern 2/1:01.06min
4×400 m: Platz 1 mit Rennkader Bayern 1/4:16,7
4×400 m: Platz 1 mit Rennkader Bayern 1/4:16,7

Lena war gemeinsam mit Annalena in der U30 unterwegs. Als erfolgreiche Muni- und Straßenrennfahrerin gehört sie im Bereich Bahnrennen noch zu den Lernenden und verbessert sich von Wettkampf zu Wettkampf.
Hier zwei ihrer AK-Platzierungen:
400 m: Platz 7/1:10.05 min
800 m: Platz 7/2:28.13min

Andreas wurde als U13-Starter erneut quer durch die Altersklassen der Männer gereicht. So trat er nicht nur in der U19, sondern auch in der U30 an. Nur einmal fand er sich – über 800 m – in der zumindest ansatzweise passenden U15 wieder.
Altersklassenmedaillen:
800 m: 2. Platz – 2:45,25 min
4×100 m mit dem Rennkader Bayern 1 (U15): 1:10,28 min
Finalplatzierungen:
100 m: Platz 1 /18.09s
200 m: Platz 1/38.64
400m: Platz 2/1:18.34min
800 m: PLatz 2/2:45.63s
50 m Einbein: Platz 2/11.42s
30 m Wheelwalk: Platz 2/17.16s
IUF-Slalom: Platz 2/24.53
4×100 m: Platz 3 mit Rennkader Bayern 1 U15)/1:10.50min
4×400 m: Platz 4 mit Rennkader 1 (U15)/5:35.37min
Es sei relativierend angemerkt: Sofern man nicht abgestiegen war, hatte man als U13-Junge automatisch die Junior-Expert-Finalläufe erreicht, die mit zwei bis fünf Fahrern ausgetragen wurden. Das ist wichtig als Information, um die Leistungen der Mädchen einzuordnen, die sich in deutlich größeren Starterfeldern behaupten mussten, um das Finale der besten acht zu erreichen.

An dieser Stelle greife ich nun bewusst auf den bereits zur BM 2025 formulierten Text zum Thema „Altersklassen bei den Jungs“ zurück. Es ist nicht nötig, ihn jedes Mal neu zu verfassen, denn er bleibt aktuell – wohl aber notwendig, ihn regelmäßig einzufügen. Nur so besteht die Chance, dass sich hierbei in Zukunft etwas ändert.
11- oder 12-jährige Jungen können nichts dafür, dass es in der U17 oder U19 nur wenige oder keine Starter gibt. Sie für diesen Mangel büßen zu lassen, indem man sie in überzogene Altersklassen hochstuft, muss nicht sein – IUF-Regel hin oder her.
Wenn wir möchten, dass wieder mehr Kinder Lust auf Rennen bekommen, wäre dies eine leicht zugängliche Stellschraube, an der man drehen könnte. Dass mittlerweile bei Rennmeisterschaften eher mehr Väter oder Mütter (ehemaliger Fahrer*innen) an den Start gehen als junge Talente nachrücken, könnte auch – wenn sicher nicht nur – mit genau solchen Regelungen zusammenhängen. Man darf das Thema zudem auch einmal unter einem finanziellen Gesichtspunkt betrachten: Mit der mittlerweile durchaus beachtlichen Startgebühr erwirbt man gewissermaßen ein „Produkt“, dessen konkrete Ausgestaltung man im Vorfeld aber nicht kennt. Man meldet z. B. einen 11-Jährigen für einen Wettbewerb an – und erfährt erst wenige Tage vor dem Wettkampf mit Veröffentlichung der Startlisten, was genau man gebucht hat. Mit etwas Pech steht dann plötzlich ein Start in der U30 im Raum.
Nun, diesmal gab es erfreulicherweise Juniorenfinals, was die Problematik ein wenig relativierte. Trotzdem steht einem 11- oder 12jährigen Jungen eine Altersklasse U13 zu.
Ganz ehrlich: In anderen Sportarten ist das unüblich. Dort sind die Altersklassen von Beginn an klar definiert – und wenn sich in einer Kategorie nur drei Teilnehmende melden, dann ist das eben so. Denn diese drei Kinder oder Jugendlichen können nichts dafür, dass wir Erwachsenen es aktuell nicht schaffen, mehr Gleichaltrige für Rennwettkämpfe zu begeistern. Sie sollten dafür nicht „bestraft“ werden – sondern gerade dann einen fairen und altersgerechten Rahmen vorfinden. Hier wäre ein Umdenken im Einradsport wünschenswert.
Zum Spirit, zur Stimmung und zu den Emotionen dieser Deutschen Meisterschaft kann ich wenig beitragen – dafür hätte man selbst vor Ort sein müssen.
Was ich mitbekam: unangenehmer Regen am ersten Tag, dazu fast noch unangenehmerer, böiger Wind, der sich auch in den Ergebnislisten als kräftige Gegenwindlagen widerspiegelt.
Einige Stimmen klagten zudem über eine nicht ganz professionelle Überwachung der 5-Meter-Linie bei den 50 m Einbein-Läufen und über ausgebliebene Disqualifikationen, die mit bloßem Auge deutlich erkennbar gewesen sein sollen. Schade, wenn es so war – denn das verfälscht am Ende die Finalergebnisse.
Mehr lässt sich aus der Ferne zur Atmosphäre dieser Veranstaltung allerdings nicht sagen. Für mich blieben letztlich nur die Ergebnislisten greifbar. Daher habe ich mich in diesem Jahr stärker dem statistischen Teil gewidmet und aus Interesse aufgelistet, mit welcher Leistung man von 2015 bis 2025 Deutsche Juniorenmeisterin bzw. Deutsche Meisterin werden konnte. Diese Übersicht erwies sich als durchaus spannend, da sich Expert und Juniorexpert klar voneinander unterscheiden, und in einer der Gruppen die Leistungen teilweise kräftig nach unten gingen.
Die kommenden Jahre versprechen also interessant zu werden und spannend zu bleiben.
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