24 Stunden auf einem Rad – Ausdauer, Teamgeist und Gänsehautmomente in Altötting

24 Stunden auf einem Rad – Ausdauer, Teamgeist und Gänsehautmomente in Altötting

Zweites Event in fünf Wochen – vom TSV Gars organisiert, vom TV Altötting getragen: 18. / 19. Juli 2025, Ludwig-Kellerer-Stadion Altötting, 18 Uhr bis 18 Uhr

Mitten im Sommer, mitten im Leben – und mitten im Ludwig-Kellerer-Stadion in Altötting: 24 Stunden lang drehte sich alles – und wirklich alles – ums Einrad. Vom frühen Abend des 18. Juli bis zum nächsten Tag um 18 Uhr stellten sich knapp 60 mutige Sportlerinnen und Sportler einer der härtesten Herausforderungen, die es im Einradsport gibt: dem 24-Stunden-Rennen.

Geplant und organisiert wurde dieses Event vom Einrad-Team des TSV Gars, ermöglicht und getragen durch eine Unterstützung, die ihresgleichen sucht: vom TV Altötting. Der stellte nicht nur Stadion und Infrastruktur zur Verfügung, sondern übertraf in seiner Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft all unsere Erwartungen. Ein riesengroßes Dankeschön geht insbesondere an Wolfgang Pech und Franz Maier – für Vertrauen, Unterstützung und ein Willkommen, das uns tief berührt hat. Zwei Übernachtungsräume, beste sanitäre Anlagen (alles tipp-topp in Schuss), flexible Nutzungsmöglichkeiten, mitgedachte Details und eine Kommunikation auf Augenhöhe – besser hätte es nicht sein können.

Garser am Start:
in der Standard-Kategorie
Sarah Stettner (U11w), Andreas Stettner (U15m), Ronja Fischer, Annalena Lohmayer (U15w) und Aurelia Seibert (U9w)
in der Unlimited-Kategorie
Annalena Söll, Henriette Höhne, Lena Freimuth (alle 19+w), Timo Hirschmann (U30m) und Michael Höhne (30+m)

Schon der Beginn war besonders: Um Punkt 18 Uhr gab Wolfgang Sellner (Mitglied des Altöttinger Stadtrats) mit einem Countdown den Startschuss. Und dann war alles in Bewegung. Von U9 bis Ü60, von 20 Zoll bis 36 Zoll mit Schaltung – alle Generationen und jede Art von Radgröße rollten über den roten Tartan des Stadions. Mal kraftvoll, mal rhythmisch ruhig, aber immer weiter. Selbst in den schwierigen Nachtstunden zwischen 2 Uhr und 4 Uhr waren nie weniger als sieben Fahrer auf der Bahn. Das von Timo entwickelte Zählsystem funktionierte präzise: Mitten auf der 100-Meter-Strecke hatten wir drei Durchfahrgassen installiert, durch die jede Runde exakt getrackt wurde. Die Zählerinnen und Zähler tippten in beeindruckender Konzentration Stunde um Stunde jede einzelne Runde in den Laptop ein.

Geplant waren Weltrekordversuche – leider abgelehnt
Ursprünglich wollten Lena Freimuth und Timo Hirschmann versuchen, neue Weltrekorde aufzustellen. Doch der internationale Verband IUF machte wenige Wochen vor dem Rennen einen Strich durch die Rechnung. Grund: Es könnte durch das sogenannte drafting – also Windschattenfahren – zu Vorteilen kommen.
Unsere Meinung: In einem Rundbahnrennen mit Dutzenden Fahrern gleichzeitig auf der Bahn sind andere Faktoren weitaus beeinflussender und auch beeinträchtigender, als ein möglicher Windschatten einen Gewinn darstellen könnte. Sehr schade!

Catering, Nachtschichten – Einradfahren zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang
Auch neben der Bahn war viel geboten. Unser Catering-Team sorgte für Verpflegung mit Herz, die Grillstation lief bis spät in die Nacht. Das Fahren in den Sonnenuntergang hinein hatte etwas Magisches. Ebenso der Moment, als die Flutlichter angingen und diese nur allein die Rundbahn noch beleuchteten. Während einige sich in die Schlafräume zurückzogen, kämpften andere weiter gegen Müdigkeit und Muskelkrämpfe – mit bewundernswerter Entschlossenheit.

So mancher machte kurze Powernaps, andere – allen voran Lena und Timo – fuhren durch. Runde um Runde. Stunde um Stunde. In faszinierender Regelmäßigkeit zogen sie ums Oval, die ganze Nacht über. Das taten sie noch immer, als die Sonne bereits wieder über den Bäumen am Rande des Stadions erschien. Und das machten sie für weitere 12 Stunden mit beeindruckender Kondition, klar fokussiert. Mit den ersten Sonnenstrahlen am Morgen gab es die nächsten Zwischenergebnisse, kurz danach das liebevoll zubereitete Frühstück, und eine weitere Auswertung erfolgte um 10 Uhr.

Die letzten Stunden – der Tunnelblick setzte ein
14 Uhr – ein letztes Mal der Zwischenstand und Hot-Dogs am Catering-Pavillon. Ab der Mittagszeit wurde es zäh. Die Kräfte ließen nach, die Konzentration verlangte alles ab. Es ging nur noch um den nächsten Tritt, den nächsten Meter, die nächste Runde. Bloß nicht stürzen. Weiter, einfach immer nur weiter. Neue Strategien zur Motivation für die letzten Stunden mussten her: „Es sollen die 500 Runden sein“, „Ich möchte die 150 Kilometer schaffen“, „Unser Dreier-Team versucht, über die 500 Kilometer-Marke zu kommen“ hörte man an Durchhalteparolen. Das sorgte für eine zweite (oder dritte?) Luft und mobilisierte bereits nicht mehr für möglich gehaltene Kraftreserven.

Und dann kam sie: die letzte halbe Stunde.
Dann der Countdown der letzten zehn Minuten. Und schließlich die letzten 30 Sekunden, lautstark runtergezählt von allen im Stadion:
„30 – 29 – 28 – …“
Und dann: „UND SCHLUSS!“
Endlich!

Was folgte, war eine Mischung aus Glück, Tränen, Umarmungen, Stolz und absoluter Erschöpfung.

Alle, wirklich alle haben bis zur kompletten Erschöpfung gekämpft. Dazu können wir euch nur gratulieren!
Und wenn wir hier jetzt zwei Leistungen herausgreifen, so heißt das nicht, dass die Leistungen der anderen weniger wert waren.

Aber diese zwei hoben sich noch einmal ab, weil beide die bisher gelisteten Weltrekorde überboten.
Der bei den Frauen offiziell anerkannte WR liegt bei 312 km und wird von der Schweizerin Mirjam Lips gehalten. Lena Freimuth fuhr in Altötting beeindruckende 895 Runden = 358 km. Allerdings muss man erwähnen, dass es vor wenigen Wochen einen Rekordversuch der Niederländerin Lisanne Boer gab, und diese schaffte 412 km. Ob ihre Leistung offizielle Anerkennung finden wird, bleibt zu beobachten, denn auch sie war – Thema „Drafting“- nicht allein unterwegs. Timo fuhr unfassbare 1.155 Runden. Das entspricht 462 km. Der bisherige Weltrekord liegt bei 455,235 km, gehalten vom Neuseeländer Ken Looi. Addierend muss erwähnt werden: Sowohl Lena als auch Timo sind in der Realität weit mehr als die in den Resultaten gelisteten Kilometer gefahren. Fast durchgängig nutzen sie die äußere, auf Bahn 6 gelegene Durchfahrgasse für die Rundenregistrierung, um mit ihrem hohen Tempo jüngere Starter und jene der Standardklasse nicht zu gefährden, und um sich auch selbst nicht in Gefahr zu bringen. Die Ideallinie wäre auf Bahn1 verlaufen, und diese Bahn liegt auch dem Vermessungsprotokoll für die 400 m zugrunde. Die von beiden selbst getrackte Strecke differierte deshalb bei Lena um 15 km zum offiziellen Ergebnis, so dass sie 373 km unterwegs war. Und bei Timo muss man 20 km dazurechnen, so dass er auf 482 km kam.

Wie auch immer, die Ergebnisse der beiden und die aller anderen Fahrer waren beeindruckend und ringen uns Unmengen von Bewunderung ab. Ganz herzlichen Glückwunsch an alle, die sich dieser kräftezehrenden Herausforderung gestellt haben!

Weitere Garser Ergebnisse:
Kategorie Standard
Ronja Fischer Platz 2 AK U15 – 167 R/66,8 km
Annalena Lohmayer Platz 3 AK U15 – 157 R/162,6 km
Aurelia Seibert Platz 2 AK U9 – 118 R/47,2 km

nur stundenweise anwesend:
Sarah Stettner Platz 4 AK U11 – 71 R/28,4km
Andreas Stettner Platz 1 AK U13 – 51 R/20,4 km

Kategorie unlimited
Henriette Höhne Platz 3 AK 19+ – 388 R/155,2 km
Annalena Söll Platz 6 AK 19+ – 192 R/ 76,8 km
Jette und Annalena waren umfassend an der Organisation und Durchführung vor Ort beteiligt und konnten deshalb nicht durchgehend fahren.
Michael Höhne Platz 4 AK 30+ – 345 R/138 km

Team-Wertung
Standard Junior-Expert:
Platz 3 für die Turbo-Mädels mit Ronja Fischer, Annalena Lohmayer, Aurelia Seibert  -176,9 km
Unlimited Expert:
Platz 1 für Vollga®s mit Lena Freimuth, Henriette Höhne, Timo Hirschmann – 975,2 km

Zusammen haben allein die Garser Starterinnen und Starter beeindruckende 1.368,4 Kilometer zurückgelegt. Damit käme man aber mal problemlos von Gars bis in die norwegische Hauptstadt Oslo. Oder bis nach Spanien. Großen Respekt!

Von allen Fahrerinnen und Fahrern gemeinsam wurden unglaubliche 8.018,4 Kilometer bewältigt. Das entspricht ungefähr der Luftlinie von Gars bis nach Ansan in Südkorea, was der Austragungsort der Einrad-Weltmeisterschaft 2018 war.

Eine sportliche Glanzleistung, auf die alle stolz sein dürfen!

Ein großes Dankeschön an alle Vor-Ort-Mitwirkenden aus dem Verein!

  • Catering: Monika & Annalena Söll (zwei Tage im Dauereinsatz, auch Orga des Sponsoring); Lucia Stettner, Andrea Schaad (Frühstück); Belinda Bebst, Konstantin Höhne (das Mammut-Programm Grillen, zusammen mit Monika)
  • Rundenerfassung: Laura Stettner, Selina Bögl, Martina Fischer, Petra Seibert, Sylvia & Christian Lohmayer sowie Magdalena Bentenrieder mit Larissa Wagner und Moritz Wolferstetter (zusätzlich Fahrer-Check-In)
  • Technik und Support in allen Bereich: Michael Höhne (plus umfangreiche Mülltrennung und -entsorgung nach dem Wettkampf – was ein Spaß…)
  • Rundenerfassung und Rundumbegleitung für alle: Michaela Wolf (zusätzlich alles rund um die Beschaffung der Medaillen)
  • Organisation: Jette & Timo – von der ersten Idee über Bahn-Buchung, Ausschreibung, Anmeldeverwaltung bis hin zum selbstgeschriebenen Auswertungsprogramm; mehrstündiger Aufbau vor Ort (bevor sie selbst als Fahrer aktiv wurden); Auswertung des Wettkampfs (unmittelbar nach der letzten gefahrenen Runde und nach völliger Erschöpfung)
    (Falls jemand nicht erwähnt ist, bitte melden, wird noch nachgetragen.)

Danke an Sybille Gruber für eine Spende in Höhe von 200 Euro.
Danke an die Kuchenspender.

Und danke an alle Vertreter anderer Vereine, die uns so tatkräftig bei der Rundenerfassung unterstützt haben.

Fazit:
Dieses 24-Stunden-Rennen war etwas ganz Besonderes und für uns ein Fest des Einradsports!
Die wunderbare Atmosphäre, die Freundlichkeit der Teilnehmer, die bereits erwähnte Gastfreundschaft des TV Altötting und nicht zuletzt das Wetterglück machen es zu einem Event, an das wir immer mit Freude zurückdenken werden.

Der Link zu den Ergebnissen beim Einradverband Bayern:

>> Individual Expert (PDF-Datei)

>> Individual AK (PDF-Datei)

>> Teamwertung (PDF-Datei)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert